Récamieren

Eine Récamière (ausgesprochen: [rekaˈmi̯eːrə]), oder einfach Recamiere, ist ein Sofa, das anstelle der üblichen Rückenlehne mit geschwungenen Armlehnen aufwartet. Es ordnet sich optisch und funktional irgendwo zwischen Bett und Sofa ein – perfekt also zum Entspannen zwischendurch, für den Mittagsschlaf oder einfach für eine kurze Liegepause. Seinen Namen erhielt das aparte Möbelstück von Juliette Récamier, einer französischen Salondame aus dem 19. Jahrhundert.

Ein entscheidender Vorteil der Récamière: Sie wirkt aufgrund der fehlenden Rückenlehne weniger wuchtig als eine herkömmliche Couch und ist daher ideal als Sitz- und Liegemöglichkeit für kleinere Räume. Dabei besitzt sie genug Charakter und Flair, um einen Raum einzunehmen, ohne ihn zu beherrschen. Ihre engen Verwandten sind das Daybed, die Ottomane, das Kanapee und die Relaxliege. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Variationen sind dabei so gering, dass die Begriffe häufig synonym verwendet werden.

Die Récamière ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Chaiselounge (franz. „langer Stuhl“), eine weitere Verwandte der Récamière, war bereits im 19. Jahrhundert das Möbelstück du jour. Ihre Wurzeln reichen jedoch noch weiter zurück. Schon die alten Griechen und Römer kannten das sogenannte Triclinium, ein dreiliegiges Speisesofa, auf dem sie sich anlässlich ihrer Festgelage niederließen.

Die Namensgeberin der Récamière war eine Pariser Salondame aus dem Paris des 19. Jahrhunderts. Im Alter von 15 Jahren heiratete sie einen Mann, der mutmaßlich ihr leiblicher Vater war. Inmitten politisch unsicherer Zeiten – so vermuten zumindest Historiker – wollte er so dafür sorgen, dass Juliette im Fall seiner Ermordung als Erbin eingesetzt würde. Auf ihren legendären Salonveranstaltungen scharte die charmante Dame regelmäßig die intellektuelle Elite Frankreichs um sich.

Weitreichende Berühmtheit erlangte sie durch den Maler Jacques-Louis David, der sie auf einer Récamière sitzend verewigte. Das Gemälde hängt heute im Louvre. Juliette war bekannt für ihre Schönheit; halb Frankreich war in sie verliebt. Aufgrund ihrer Freundschaft zu revolutionären Elementen wie Freundin Madame de Staël und dem politischen Aktivisten Benjamin Constant wurde sie zeitweilig aus dem Napoleonischen Paris verbannt. Sie starb 71-jährig an Cholera.

Bei vielen Modellen überlässt es der Hersteller Ihnen, ob die Armlehne der links oder rechts angebracht werden soll. So lässt sich Ihr neues Möbelstück optimal an den Raum anpassen. Vorsicht: „Von links“ kann je nach Hersteller „von links vor der Récamière stehend“ oder „von links auf der Récamière sitzend“ bedeuten. Fragen Sie besser vorab genau nach, um ganz sicherzugehen.

Nicht zuletzt wegen ihrer bewegten Vergangenheit haftet der Récamière noch immer ein barockes Image an. Möglicherweise sind Sie deshalb unsicher, ob sich das Möbel der französischen Elite in Ihren Einrichtungsstil integrieren lässt. Geschwungene Lehnen, Sitzmöbel aus Leder und Chesterfield-Optik sind schließlich nicht jedermanns Sache.
Allerdings hat sich die Récamière seit Napoleons Zeiten deutlich weiterentwickelt. Inzwischen wird sie lose als Liege interpretiert, deren Rückenlehne nicht vollständig eine Seite der Sitzfläche einrahmt. Eine zusätzliche Armlehne ist nicht mehr zwingend vorhanden.

Designer und Möbelhersteller haben es sich zur Aufgabe gemacht, neue Inkarnationen des historischen Möbels hervorzubringen, die den verschiedensten Inneneinrichtungen entsprechen. Liebhaber des opulenten Stils oder des Oldschool-Hollywood-Glamours kommen noch immer gerne auf die Récamière in ihrer ursprünglichsten Form zurück. Mittlerweile existiert sie aber auch im schnörkellosen skandinavischen Look, im gemütlichen Landhaus-Stil oder als entspanntes Rattanmöbel für den Außenbereich. Welchen Stil Sie auch bevorzugen, es gibt mit Sicherheit eine Récamière, die Ihrem Geschmack entspricht.

Wussten Sie außerdem, dass es auch Récamièren mit Schlaffunktion gibt, die weitaus platzsparender sind als das klassische Schlafsofa? Bei dieser Version lassen sich meistens die Lehnen abmontieren, wegklappen oder die Liegefläche seitlich ausziehen, um einen gemütlichen Schlafplatz zu schaffen. Für noch effektivere Raumnutzung greifen Sie auf eine Récamière mit Bettkasten zurück. So können Sie Kissen und Bettzeug elegant verschwinden lassen.