Möbel im Vintage Stil

„Vintage“ kann bei Möbeln vieles bedeuten: Omas altes Küchenbuffet aus Vorkriegszeiten, vorm Entrümplungskomitee gerettet und liebevoll aufgearbeitet. Eine Kommode im sogenannten Shabby Chic – das heißt, neu gekauft, aber auf alt getrimmt. Oder vielleicht sogar ein original „Panton Chair“ vom dänischen Designer Verner Panton, nach langer Suche endlich auf eBay ergattert.

Als authentische Vintage-Möbel bezeichnet man allgemein Exemplare aus den 1920er bis 1970er Jahren. Eine schöne Umschreibung für ihren Zustand ist das Prädikat „Pre-loved“ (engl. „vorgeliebt“). Diese Möbel werden von fachkundigen Händlern aufgearbeitet, sind aber dennoch nicht frei von kleinen Macken und Gebrauchsspuren. Selbige sind durchaus gewollt und verleihen den Möbeln erst ihren individuellen Charme.

Aber nicht nur ihre Geschichte macht Vintage-Möbel so begehrt. Einige sind beispielsweise wahre Raritäten aus der Ära des Bauhaus oder des Art Déco. Um sie sein eigen zu nennen, muss der geneigte Sammler zumeist lange suchen, spezielle Händler beauftragen und einiges an Geld auf den Tisch legen. Im Gegenzug erhält er oder sie ein qualitativ hochwertiges Möbel, häufig aus Massivholz und noch in guter alter (serieller) Handarbeit gefertigt. In unsicheren Zeiten vermitteln solide Vintage-Möbel – im wahrsten Sinne des Wortes – Stabilität und Beständigkeit, nicht zuletzt aufgrund ihres zeitlosen Designs.

Einige Vintage Möbel sind mit der Zeit zu wahrhaftigen Legenden geworden – oftmals, weil ihre Designer ihrer Zeit weit voraus waren und damit Stücke geschaffen haben, die noch heute kein bisschen altmodisch wirken.

Designer: Charles und Ray Eames
Jahr: 1950
Oft kopiert, nie erreicht: Die berühmte Konstruktion aus Kunststoff, Holz und Metallstreben.

Auftraggeber: 4. Earl of Chesterfield
Jahr: zwischen 1694 und 1773
Charakteristische Merkmale: die Kapitonierung (Heftung) und die geschwungenen Armlehnen.

Designer: Arne Jacobsen
Jahr: 1958
„Das Ei“ wurde fürs Kopenhagener SAS-Hotel entwurfen und ist heute ein echter Wohnklassiker.

Designer: Isamu Noguchi
Jahr: 1944
Noguchi selbst bezeichnete den skulpturalen Glastisch als seinen besten Entwurf.

Designer: Wilhelm Wagenfeld, Carl Jakob Jucker
Jahr: 1923
Auch Bauhaus-Leuchte genannt, ist die berühmte Lampe ein Symbol des modernen Industriedesigns.

Designer: Ludwig Mies van der Rohe
Jahr: 1929
Für den deutschen Pavillon der Weltausstellung in Barcelona entworfen, ist der Sessel heute Dauergast (nicht nur) in Arztpraxen.

⚠ Verarbeitung: Unregelmäßige Nähte und qualitativ minderwertige Beschläge oder Scharniere sind ein Warnzeichen.

⚠ Dokumente: Eine Prägung des lizensierten (!) Herstellers (beim Barcelona-Sessel ist das z.B. Knoll), ein Echtheitszertifikat oder mindestens ein Etikett sind unbedingte Voraussetzung.

⚠ Preis: Ziehen Sie den UVP des autorisierten Herstellers zum Vergleich heran. Ein Preis von weniger als der Hälfte des Originals ist definitiv verdächtig.

⚠ Beschreibung: Achten Sie auf folgende Formulierungen: „Reproduktion“, „Redesign“, „inspired by“ oder „im Stil von“ deuten auf Plagiate hin.

⚠ Herkunft: In einigen Ländern wie z.B. Großbritannien unterliegen Designobjekte nicht dem Urheberschutz.

Will man sich nicht mühsam auf die Jagd nach seltenen Einzelstücken begeben, seine Wohnung aber dennoch im Vintage- oder Used-Look einrichten, hat man mehrere Möglichkeiten. Zum einen gibt es zahlreiche Kultobjekte aus vergangenen Jahrzehnten, die aufgrund ihrer Beliebtheit neu aufgelegt wurden – ein berühmtes Beispiel ist die Wagenfeld-Lampe aus der Bauhaus-Ära. Solche Nachbildungen werden nach den ursprünglichen Entwürfen gefertigt und kommen dem Original sehr nahe, sind jedoch weitaus einfacher zu beschaffen.

Doch es muss nicht immer der Designer-Look sein: Wer schlicht Gefallen an der rustikalen „pre-loved“ Optik gefunden hat, für den sind Möbel im „Shabby Chic“ (engl. „schäbiger Schick“) oder Retro-Look wie geschaffen: Sitztruhen, die aussehen, als wären sie direkt aus einem Piratenschiff geborgen, Sessel, bei denen man meinen könnte, sie wären jahrzehntelang in einem Clubhaus des Commonwealth in Zigarrenrauch gehüllt gewesen, Schminkkommoden, die den Eindruck erwecken, als hätte Grace Kelly höchstpersönlich darin nach ihren Perlenohrringen gekramt. Kurz gesagt: Möbel, die die Fantasie anregen und eine gemütliche, wohnliche Atmosphäre verbreiten sind nicht nur ein flüchtiger Trend, sondern schon längst zum echten Dauerbrenner mutiert.

Mit etwas Glück finden Sie derartige Möbel auf Flohmärkten oder bei Wohnungsauflösungen. Wer lieber gezielter suchen und finden möchte, kann dank Shops wie Home24.de, Daheim.de und Heute-wohnen.de mit wenigen Klicks den gesamten Wohnraum im Shabby Chic einrichten.

Es muss nicht immer gekauft sein, eine stimmige Vintage-Optik könnnen Sie mit etwas Geschick in Eigenregie kreieren. Dabei helfen:

„Wohnen im Vintage-Stil“ ist ein Oberbegriff, hinter dem sich unzählige verschiedene Stilrichtungen und Kombinationsmöglichkeiten verstecken. Ihr gemeinsames Merkmal? Ein gewisser Nostalgiefaktor. Wie Sie Ihren ganz persönlichen Vintage-Stil kreieren? Hier einige Tipps:

? Ein Zimmer, ein Haus oder eine Wohnung von oben bis unten in den Look vergangener Zeiten zu hüllen, wirkt schnell altbacken und exzentrisch. Dennoch kann es hilfreich sein, sich für eine grobe Richtung zu entscheiden. Äußerst beliebt und alltagstauglich sind beispielsweise der zeitlose, funktionale Bauhaus-Stil, 60er-Jahre-Pop-Art, oder Art Déco. Ist Ihnen das zu einseitig, können Sie auch für jedes Zimmer einen anderen Schwerpunkt setzen.

? Alternativ können Sie alle historischen Zusammenhänge über den Haufen werfen und mehrere Epochen des Vintage-Looks mit modernen Elementen mixen: Zum Beispiel mit einem Nierentisch (50er Jahre) nebst Chesterfield-Sofa (18. Jahrhundert) und Plüschsessel (70er Jahre) und einer geometrischen Deckenlampe aus Metall (moderner Industrie-Look). Eine reduzierte Umgebung mit Betonböden, weiß getünchten Dielen oder Ziegelwänden bildet dazu den idealen neutralen Hintergrund.

? Ein wilder Mix aus Materialien und Mustern wirkt ruhiger, wenn Sie in einer Farbfamilie bleiben.

? Wer es noch subtiler mag, rückt pro Zimmer höchstens ein oder zwei Vintage-Möbel in den Vordergrund. Ein auffälliges Stück wie der „Egg Chair“ kann ganz im Alleingang die Atmosphäre eines Raumes verändern.

Sie suchen noch nach Inspiration für Ihre Vintage-Einrichtung? Veranstalten Sie doch mal wieder einen Filmabend...

🎬 Der große Gatsby (2013)
Die Goldenen Zwanziger in ihrer schönsten Form. Besonders inspirierend: Jeder einzelne Raum besticht durch seine ganz eigene visuelle Identität.

🎬 Coco Chanel & Igor Stravinsky (2009)
Coco Chanels Landhaus ist konsequent in monochromatischem Schwarzweiß gehalten. Die luxuriöse Art-Déco-Ausstattung ist ein wahrer Augenschmaus.

🎬 Indiskret (1958)
Ingrid Bergmanns Londoner Apartment beherbergt eine beeindruckende Sammlung moderner Kunst. Die Werke von Picasso, Rouault & Co. hängen dicht an dicht in bunten Bilderrahmen und dienen als Leinwand für die (zugegeben etwas spärliche) Handlung.

🎬 A Single Man (2009)
Tom Ford führte Regie, das Designteam von „Mad Men“ übernahm die Ausstattung. Das Ergebnis: Eine ausgesprochen detailverliebte Repräsentation der frühen 60er Jahre und ihrer geschmackvollsten Inneneinrichtungs-Trends.

🎬 Die zauberhafte Welt der Amélie (2001)
Amélie verbringt viel Zeit in ihrer Wohnung und hat sich dementsprechend gemütlich eingerichtet. Zu ihren Farbfavoriten zählen vor allem Rot, Grün und Blau. Mithilfe von Brokat und schweren goldenen Bilderrahmen kultiviert sie eine Art hippieske Barock-Ästhetik.

🎬 Marie Antoinette (2006)
Der verspielte Rokoko-Schick mit seinen Pastellfarben und aufwendigen Wanddekorationen ist ein auf Zelluloid gebannter Mädchentraum.

🎬 2001: Odyssee im Weltraum (1968)
Das Interieur aus Stanley Kubricks Meisterwerk ist eine Zukunftsvision, die mühelos Futuristisches mit Modernem vermischt und doch unverkennbar die Handschrift der späten 1960er Jahre trägt – man denke nur an den eiförmigen Drehstuhl.

🎬 Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe! (2003)
Der quietschbunte Film versteht sich als Hommage an vergangene Hollywoodzeiten. Das Interieur ist damit zwar weniger authentisch, bringt aber umso mehr Spaß in Form einer 60er-Jahre-Mod-Ästhetik.

🎬 Frühstück bei Tiffany (1961)
Das sonst recht neutral gehaltene Apartment von It-Girl Holly Golightly setzt feminine Farbakzente in Violett und Pink. Denkwürdigstes Möbelstück: das legendäre Badewannen-Sofa.

🎬 e-m@il für Dich (1998)
Die Wohnung von Kathleen Kelly, gespielt von Meg Ryan, ist ebenso warm wie das Herz ihrer Bewohnerin. Der zusammengewürfelte Shabby Chic wirkt durch einen Mix von Stoffen, Stuck und abgeplatzter Farbe wunderbar lebendig.